Die Autorin Silke Naun-Bates beeindruckt die Schüler der Oberzent-Schule mit ihrer Lebensfreude, obwohl sie seit einem Unfall ohne Beine lebt.
Wenn Silke Naun-Bates zu Besuch an der Oberzent-Schule ist, dann hinterlässt sie immer beeindruckte Jugendliche. Unterstützt wurde die Aktion von der AHA-Stiftung von Johanna Käpernick-Krämer. Wie jetzt im Religions- und Ethikunterricht der achten Klassen. Denn die heute 58-Jährige verlor im Alter von acht Jahren durch einen Unfall beide Beine. Doch sie ließ sich nicht unterkriegen. Den Oberzent-Schülern vermittelte sie jetzt ihr Lebensmotto: „Glücklich sein ist eine Wahl“.Aufgeben ist keine Option.

„Gott sei Dank, mir fehlen nur die Beine“: Was sich wie ein lockerer Spruch anhört, meint Naun-Bates völlig ernst. Als Kind rannte sie ihrem Hund hinterher, stolperte auf den Bahngleisen – und der Zug kam. Aber es fehlen ihr eben „nur“ die Beine und nicht ihre Lebensfreude – obwohl sie als Pflegefall, schwerstbehindert, nicht mehr heiratsfähig abgestempelt wurde.
Ihr Motto lebt sie seitdem, schilderte sie den Schülern: Naun-Bates verzichtet unter anderem auf Prothesen, die sie behindern, und ergreift Gelegenheiten als Chancen, Träume zu verwirklichen. Sie schenkte den Jugendlichen ihre Erkenntnis, dass sie auch „über Grenzen hinaus“ denken und handeln können. „Denke stets daran: Es ist immer mehr möglich, als wir im ersten Moment imstande sind zu denken“, erklärte die 58-jährige.
Sie verlor nie ihr Lachen und hat trotz fehlender Beine Spaß am Leben, schilderte sie. Naun-Bates bewies allen, dass man niemals aufgeben sollte und trotz Hindernissen alles schaffen kann. Sie blickte dankbar auf die Begrenztheit der damaligen Überzeugungen zurück, machte sie den Kindern deutlich. Denn diese brachten sie dazu, genau das Gegenteil zu beweisen. Sie sieht sich als Botschafterin des Glücks, der Freiheit und des Friedens, will Menschen Mut und Hoffnung schenken.
Behinderung entsteht für sie persönlich dann, „wenn wir das, was uns scheinbar fehlt, als Mangel oder Hindernis bewerten“, machte sie den beeindruckten Schülern klar. Durch den Widerstand gegenüber einer bereits existierenden Situation „behindere ich mich selbst“, erklärte sie – und oftmals auch das eigene Umfeld.
Sie arbeitet mit körperlich und psychisch belasteten Menschen und bietet seit 2014 regelmäßig Seminare an. Eines ihrer zahlreichen Bücher heißt „Mein Koffer voller Glück“. Naun-Bates hat zwei erwachsene Kinder und lebt gemeinsam mit ihrem Partner in Bad Rappenau. Eines ihrer Zitate lautet: „Mein tiefer Wunsch ist es, dass jeder Mensch erkennt, dass wir freie Wesen sind mit dem Geburtsrecht, glücklich zu sein. Vollkommen unabhängig von unserer Herkunft, unserem Glauben, unseren Konditionierungen und Erlebnissen der Vergangenheit.“
Achtklässler Tom Frey sagte danach: „Ihre Sichtweise auf das Leben voller Mut war beeindruckend.“ Für Lina Bartsch, Lina Wachholz und Linda Lohr war „am krassesten“, dass sie den Verlust ihrer Beine als „nicht so schlimm“ empfand. Sie beneideten ihren Mut, offen vor den Schülern alles zu erzählen. Was auch Meik Mader und Cara Dereh unterstrichen: „Sie verdient unseren Respekt.“
Für Anna Schäfer ist Naun-Bates eine „bewundernswerte Frau“: Sie ermutigt die Schüler, an sich selbst zu glauben und ihrem Beispiel zu folgen. Schulsekretärin Gabi Neff bezeichnete die Lebensgeschichte der 58-Jährigen als beeindruckend. Sie erzähle von Lebensmut, Fröhlichkeit und Freude. Andern Mut zu machen, immer wieder „aufzustehen“ und nicht alles so wichtig zu nehmen: So lernt man fürs Leben, meinte sie.