Odenwälder Schüler erwirtschaften Geld für Klassenfahrt

Odenwälder Schüler erwirtschaften Geld für Klassenfahrt

In einer Gemeinschaftsaktion erarbeiten sich zwei Oberzent-Schulklassen die finanzielle Basis für einen mehrtägigen Aufenthalt in Heidelberg.

In einer Gemeinschaftsaktion schaffen zwei Oberzent-Schulklassen die finanzielle Basis für eine mehrtägige Klassenfahrt.  

Luna schraubt mit dem Großvater Laternen zusammen, Leonie posiert mit der Schulhündin Smilla für Weihnachtskarten. Luca lötet an seiner Werkbank die Beleuchtung an Holzhäuser und Lilu streicht Farbe auf die Styrenedruckplatten. André bindet Tannenzweige zu Kränzen und Söhnke packt Omas Plätzchen in Tüten. Das sind nur einige Beispiele dafür, was Oberzent-Schüler in der vergangenen Zeit gemeinsam auf die Beine gestellt haben.

Was auf dem Wochenmarkt an der Martinskirche einen vorläufigen Höhepunkt fand, wurde von der Klasse mit Förderschwerpunkt Lernen und der 7c mit ihren Lehrerinnen Corinna Kosla, Angelika Gugau-Keursten und Teilhabeassistentin Uschi Krämer in etlichen Stunden vorbereitet und gestaltet. Dabei war Vielfalt nicht nur auf den Verkaufstischen zu finden, sondern auch bei den am Projekt teilnehmenden Schülern.

Ausgangspunkt für die vielen Aktivitäten waren mit den beiden Klassen gemeinsam verbrachte Wandertage am Ende des vergangenen Schuljahres. Die mündeten im Entschluss, kommenden Sommer eine gemeinsame mehrtägige Klassenfahrt zu veranstalten - zur Jugendherberge in Heidelberg. "Ich freue mich darauf und hoffe, sie kann stattfinden", sagte Luna.

Ein solcher Aufenthalt ist heute leider nicht mehr ganz billig, weiß Gugau-Keursten. Die möglichen Programmpunkte lassen die Kosten in die Höhe schnellen. Hieraus entstand das Projekt mit doppelter Zielsetzung: Die Schüler sollen sich im Vorfeld einerseits besser kennenlernen und zu einer Gruppe zusammenfinden, andererseits soll eine finanzielle Basis erwirtschaftet werden.

"Ich finde es gut, dass wir das Geld für unsere Klassenfahrt so angespart haben", erzählte Niklas. Pablo ergänzte lachend: "Ich habe gelernt, dass man ganz einfach an Geld kommen kann. Man muss dafür nur etwas machen und arbeiten." Söhnke gefiel es, dass die Schüler bei den Vorbereitungen und am Verkaufen viel Spaß hatten.

Zunächst einmal wurden der Weihnachtsbasar an der Oberzent-Schule und der Wochenmarkt in Beerfelden ins Auge gefasst. Für den Basar wurden eigenhändig Plakate gedruckt und mit großem Elan überall an öffentlichen Orten in der Oberzent verteilt, um möglichst viel Publikum anzusprechen.

Es wurden dazu vielfältige, gemeinsam hergestellte Weihnachtsbasteleien zum Verkauf angeboten werden. "Mir hat das Basteln gefallen, weil ich neue Freunde gefunden habe, wir viel gelacht und uns gut verstanden haben", sagte Mira. Und Lilu meinte: "Ich fand das Verkaufen sehr cool, und an den Samstagen war es richtig toll".

Die Eltern waren von Beginn an mit im Boot und unterstützten das Projekt mit Hilfestellungen unterschiedlichster Art, freute sich die Pädagogin. So beim spontanen Auf- und Abbau der Verkaufsstände, bei der Verpflegung auf dem Wochenmarkt, bei der Anfertigung von zusätzlichen weihnachtlichen Dekoartikeln, bei Fahrdiensten außerhalb der Schulzeit.

Hinzu kamen auch Großeltern, die Plätzchen buken, aus Unmengen an Holzbrettern Laternen zauberten - und zu den besten Kunden zählten. Auch im Bekanntenkreis fanden sich helfende Hände, die zum Beispiel an der Bandsäge standen und Engel zuschnitten, Tannengrün bündelten und nach Töpfen für die Meisenknödel suchten.

Viel Hilfestellung gab es von der ehemaligen Schulleiterin Bernhild Hofherr. Mit viel Zeit, Materialien, Ideen, Können und einer unermüdlichen Geduld mit allen Beteiligten entstanden unter ihrer Anleitung in einer Druckwerkstatt Gruß- und Weihnachtskarten, Geschenkpapier und etliches mehr.

"Schulfotograf" Andreas Weinmann stand als Experte bei der Aufnahme von Fotos für Weihnachtskarten bis hin zur Fotobearbeitung zur Verfügung. Er wird das Projekt weiterhin und auch die Klassenfahrt als Begleitperson unterstützen, denn es soll dabei ein digitaler Reiseblog mit ganz vielen Fotos und Videos entstehen.

Trotz Corona-Vorgaben wurde dennoch, auch auf Distanz, miteinander kommuniziert und viel gelacht. Allein Schulhündin Smilla gab dafür schon Anlass genug. Man half sich gegenseitig, wo man konnte. Ohne Grenzen, Hindernisse oder Hemmungen, "einfach so, ganz selbstverständlich", beobachte die Lehrerin.

Schulleiter Bernd Siefert wertete die Aktion als "Musterbeispiel für ein gelungenes Projekt auch im Rahmen der Inklusion". Dadurch wird seinen Worten zufolge das Leitbild gelebt: "Wir verstehen Schule als Lern- und Lebensraum, in dem die individuelle und ganzheitliche Entwicklung der Schüler gefördert wird." Man begegnet sich in der Schulgemeinde mit Respekt, Wertschätzung und Empathie.

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