Eine andere Kultur und neue Menschen kennenzulernen, Eindrücke, Erfahrungen, Momente zu sammeln - Das war das Ziel, das sich die zehn Jugendlichen Annika Döbert, Noelle Weiss, Janis Hieronymus, Haydar Firat, Amelie Zimmermann, Lea Siefert, Neele Fischer, Louisa Schmitt, Aliya Greune und Pia Scior sowie auch deren vier Begleitpersonen Gabi Neff, Volkmar Raabe, Bernd Siefert und Marcel Fischer setzten, als sie in den Kleinbus in Richtung Rumänien stiegen. 17 Stunden Fahrt durch Europa standen bevor, doch das schreckte niemanden ab. Die Fahrt wurde keine Sekunde langweilig.
Die Erwartungen an die bevorstehende Reise waren unterschiedlich, jedoch fand sich eines, das jeden der Mitreisenden erfüllte: Vorfreude.
17 Stunden später. Endlich, Caransebes!
Während des 6-tägigen Austauschs wohnten wir in einem Kloster, deren Schwestern uns ab der ersten Sekunde an aufnahmen, als wären wir ein Teil von ihnen. Ohne diese unglaubliche Gastfreundschaft hätten wir uns in einem fremden Land nicht wie zu Hause fühlen können.
Rumänische und wir deutsche Jugendliche trafen aufeinander, ohne jegliche Vorurteile, Bedingungen oder Schwierigkeiten. Die englische Sprache verband beide Parteien, sofern dies möglich war, vor allem aber auch das Kommunizieren mit Gestik und Mimik lernten wir kennen. Wir ließen uns davon nicht einen Moment verunsichern, ganz im Gegenteil. Eine neue Herausforderung, die wir mit Bravour meisterten. Und falls doch einmal in fragende Gesichter geschaut wurde, so verhalf die heutige Technik uns in Sekundenschnelle.
Wir alle erlebten diese Art von Kennenlernen als aufregend, vielleicht wage ich zu sagen, dass auf diese Weise eine besonders prägende Freundschaft entstand, denn die Freude, die dem Gegenüber ins Gesicht geschrieben stand, als man realisierte, sich ohne Worte verstehen zu können, bleibt immer in Erinnerung. Sie zeigt uns, dass Menschen auf der ganzen Welt verbunden sind, ohne die gleiche Sprache sprechen zu müssen. Sie lehrt, was Nächstenliebe bedeutet. Ein Begriff, dessen Bedeutung wir auf unserer Reise hautnah erfahren durften.
Nicht nur die Menschen beeindruckten uns, auch das Land strahlte geradeso. Umgeben von Bergen, die den Horizont an endlosen Feldern enden ließen, Landschaften, die unterschiedlicher nicht sein könnten, an einem Ort zu finden, ließ uns ein Gefühl der Heimat entfalten, verband uns mit dem Land, der Natur und symbolisierte Freiheit. Ein Land, das so viel Gemeinschaft ausstrahlt.
Um diese Eindrücke nicht nur sehen, sondern erleben zu können, unternahmen wir zahlreiche Ausflüge, besuchten Kirchen, Burgen, Berge, Seen, Städte. Immer dabei, die rumänische Gruppe und natürlich die Schwestern des Klosters. Wir handelten unter dem Motto der Stiftung „Aufpassen! Hinsehen! Anpacken!“.
Timisoara, die drittgrößte Stadt Rumäniens, wurde uns durch eine Stadtführung nähergebracht, die Burg in Hunedoara erkundeten wir mithilfe unserer rumänischen Freunde auf eigene Faust und auch spontane Ausflüge, die in Schneewanderungen, Rutschpartien und Kletterausflügen endeten, prägten unsere Reise. Wir sammelten Müll auf rumänischen Straßen, bauten Nistkästen und veranstalteten eine Abschiedsparty mit Grillen, bei der die Rotarier aus Caransebes anwesend waren, zudem verewigten wir uns auf selbstbemalten T-Shirts, um den Austausch immer in Erinnerung zu behalten. Auf der Heimreise lud uns der Präsident des Rotary-Clubs Wels-Burg Clemenz Malina Altzinger mit seiner Frau Ulli zum gemeinsamen Mittagessen ein.
Ich könnte den genauen Ablauf jeden Tages schildern, aber viel bedeutender ist in meinen Augen das, was wir durch diese Zeit mitnehmen durften. Sicherlich kann man Worte immer nur dann voll mitempfinden, wenn man sie selbst erlebte. Wir sind sehr dankbar, dass wir die Möglichkeit hierzu hatten und ich versuche zu Papier zu bringen, wie wichtig es ist, anderen Kulturen und vor allem Lebensumständen mit offenen Armen zu begegnen, wie viel man lernt, gewinnt, mitnimmt und gibt, wenn man anderen Menschen ein Lächeln schenkt. Wir durften ein Teil dieser Kultur sein, obwohl wir fremd waren.
Rumänien ist ein Land, dessen Lebensumstände und Standards sich stark von denen in Deutschland abheben, wodurch viel mehr Menschen in Armut leben. Für uns waren diese Eindrücke sehr bewegend, denn trotz Allem vertraten die Menschen ihre Heimat mit ihrem ganzen Herzen, sie zeigten den Stolz, den sie für ihre Kultur empfinden und nahmen uns in ihre Gemeinschaft auf.
Amelie Zimmermann wurde mehr als positiv überrascht. Die Jugendlichen seien ihr so sympathisch gewesen, sie habe sich sehr gefreut, solch neue Freunde gefunden zu haben.
Louisa Schmitt: „Die rumänischen Gleichaltrigen setzen andere Prioritäten als wir. Ihr Schulsystem ist anders aufgebaut und die Selbstverständlichkeit, in die Schule zu gehen, spielt eine weniger bedeutsame Rolle als in Deutschland. Das hat mich zum Nachdenken angeregt.“
Haydar Firat: „Ich würde jederzeit wieder teilnehmen. Die Menschen dort sind mir sehr ans Herz gewachsen und ich bin froh, dass ich ihnen zumindest ein bisschen helfen konnte.“
Die Aussagen der Jugendlichen nach der Reise beschreiben die Emotionen, die entstanden, als es an der Zeit war, Abschied zu nehmen. Es flossen Tränen, denn man schloss Menschen ins Herz, ohne sie lange gekannt haben zu müssen.
Aliya Greune: „Eine Erfahrung, die mich geprägt hat und mir die Augen öffnete. Ich weiß wieder, wie gut unsere Lebensverhältnisse eigentlich sind. Ich war überrascht, dass unser Wohlbefinden immer an erster Stelle stand, und wir so herzlich empfangen wurden.“
Ein Austausch wie dieser ließ uns an uns selbst arbeiten, wir entwickelten uns weiter und erlebten die Welt aus einer anderen Perspektive. Wir verbleiben in Dankbarkeit, haben gelernt: Wir müssen uns öfter ins Gedächtnis rufen, dass das was wir haben nicht selbstverständlich ist.
Wir sind unendlich dankbar, dass wir Teil der Familie im Kloster sein durften und die Schwestern immer bereit waren, zu helfen. Nicht nur das, sie begleiteten uns auf jedem Ausflug und waren immer für jeden da. So etwas ist nicht selbstverständlich und umso schwerer fiel uns der Abschied, beide Seiten hoffen bald auf ein Wiedersehen.
Schulleiter Bernd Siefert habe sich vor allem in die Menschlichkeit und das Wirken der Schwestern im Kloster verliebt. Eine solche Herzlichkeit finde man nur selten auf dieser Welt. Auch Gabi Neff beschreibt die Woche als toll, die Begegnung habe alles enthalten, was dazugehöre.
In einem Punkt sind sich alle einig: Es besteht Wiederholungsbedarf!
Bericht: Pia Scior