Gedenken an den Unteroffizier Herbert Creutzburg

Gedenken an den Unteroffizier Herbert Creutzburg

Die derzeitige Zehner-Religionsklasse von Bernd Siefert begleitet das Projekt „Stolpersteine“ schon, „seit sie mich in der fünften Klasse als Relilehrer erhalten haben“. Es ist ihm eine „Herzensangelegenheit“, betont der Schulleiter. Vor fünf Jahren wurde vor der evangelischen Martinskirche der Stolperstein für Herbert Creutzburg verlegt.
Der Unteroffizier war genau an dieser Stelle am 25. März 1945 wegen angeblicher Fahnenflucht von Nazi-Schergen gehängt worden – vier Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner in Beerfelden. Jedes Jahr wird der Gedenkstein von den Oberzentschülern bei einem Gedenken gereinigt. Dieses Jahr waren coronabedingt nur die Relikurse von Siefert beteiligt.
Siefert wurde von Verwaltungsmitarbeiter Helmut Ulrich im Zuge der Vorarbeiten für die Stolpersteine vor den Häusern von jüdischen Einwohnern im Jahr 2012 erstmals auf die Creutzburg-Hinrichtung aufmerksam gemacht. Angestoßen wurde die Stolperstein-Verlegung für diesen 2016 von den Religionsklassen der Oberzent-Schule.
Der war Unteroffizier im Zweiten Weltkrieg und hatte sich kurz vor Kriegsende unerlaubt von seiner Truppe entfernt. Er hatte genug vom Krieg, wollte zu seiner Verlobten und sich Heiratspapiere beschaffen. An der Bahnüberführung zwischen Gammelsbach und Eberbach wurde er von Feldgendarmen festgenommen, nach Beerfelden ins Gefängnis gebracht, von einem Standgericht zum Tode verurteilt und vor der evangelischen Kirche hingerichtet.
Der Oberzent-Lehrer wies auf das „zynische Handeln“ der Verantwortlichen gegen einen jungen Mann hin, „der in den letzten Kriegstagen lediglich heim zur Freundin und diese heiraten wollte“. Genau am Tag der Hinrichtung habe sich der Befehlsgeber des Befehls von Mitte Februar 1945, dass Fahnenflüchtige hingerichtet werden sollten, Gauleiter und Verteidigungskommissar Jakob Sprenger, von Frankfurt aus nach Südbayern abgesetzt.
Dies ist im Buch „Nationalsozialismus im Erbacher Landkreis 1923-1945“ von Dirk Strohmenger nachzulesen, aus dem Leonie Schröder vortrug.

Die Beschäftigung der Schüler mit diesem Thema ist laut dem Schulleiter wichtig bei der Erziehung zum mündigen Bürger. Nach Reinigung des Stolpersteines wurden Kerzen angezündet, Blumen auf den Stolperstein gelegt und das „Vater Unser“ gebetet.
Damit es Kindern gelingt, sich im heutigen Wirrwarr von Anforderungen, Angeboten und Erwartungen zurechtzufinden, brauchen sie Orientierungshilfen, also äußere Vorbilder und innere Leitbilder, die ihnen Halt bieten und an denen sie ihre Entscheidungen ausrichten, ließ Siefert Gerald Hüther zu Wort kommen. „In meinem Herzen gibt es zwei Wölfe: einen Wolf der Liebe und einen Wolf des Hasses. Alles hängt davon ab, welchen ich an jedem einzelnen Tag füttere“, zitierte er außerdem Rick Hanson aus „Das Gehirn eines Buddhas“.

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