Wenn 400 rote, herzförmige Luftballons über der Oberzent-Schule in den Odenwald-Himmel steigen, dann ist das ein eindrucksvolles Bild. Und dem Anlass angemessen: „Dress to impress: A fashion kiss for peace“ lautete der Titel des dreijährigen Erasmus-Projekts, das nun seinen Abschluss fand. Die winterliche Oberzent-Landschaft bildete zwar einen reizvollen Kontrast, aber trotzdem hätten sich die Schüler wohl ein anderes Umfeld als heftiges Schneetreiben gewünscht.
Fünf Tage lang weilten zehn Jugendliche aus der polnischen Partnerschule im Rahmen des Erasmus-Treffens in der Region. Zusammen mit den deutschen Schülern wurde eine „Fashion Show for Peace“ vorbereitet. Es ging außerdem nach Frankfurt, um dort die Ausstellung des Modedesigners Jil Sander zu besuchen. Einen Tag verbrachte die Gruppe in München und am Schloss Neuschwanstein.
Die Herz-Luftballons wurden laut Derya Özdemir unter anderem deshalb ausgewählt, weil die entworfene Jeans-Kollektion den Titel „Given by heart“ trägt. Auch sei das Herz ein schönes Symbol für den Frieden. Unter dem Motto „Dress to impress: A fashion kiss for peace“ hatten sich Schüler Gedanken gemacht hatten, wie sie mit dem Thema Kleidung/Klamotten/Fashion den Friedensgedanken aufbereiten können.
Der internationale Schüleraustausch hat an der Oberzent-Schule eine lange Tradition. Seit elf Jahren beteiligt man sich am Erasmus-Projekt der Europäischen Union. Lehrerin Conny Frank ist seit Anfang an dabei. Vor fünf Jahren kam ihre Kollegin Derya Özdemir mit ins Boot. Es müssen immer drei Länder vertreten sein, lautet die Voraussetzung. Ein roter Faden für die Oberzent ist die Beteiligung der Schule aus dem polnischen Elblag. „Die sind seit Beginn an mit dabei“, weiß Özdemir. Bei der Erstauflage waren außerdem noch Schulen aus Portugal und Italien integriert. Später dann wieder Portugal, aber auch mal Irland und Venedig. Schon beim vorherigen Projekt und auch jetzt wieder ist mit der Partnerschule in Gemlik die Türkei dabei.
„Es ist toll, dass die Schüler durch das Erasmus-Programm die Möglichkeit haben zu reisen, andere Länder und Kulturen kennenzulernen“, betont Derya Özdemir. Sie bedauert, dass der Gegenbesuch in der Türkei nicht möglich war. Eine Schülerreise dorthin wurde vom Auswärtigen Amt nicht empfohlen. Deshalb fand der Abschluss in Beerfelden statt. Damit konnten die türkischen Schüler aus Gemlik leider nicht bei diesem Finale des dreijährigen Projekts dabei sein, weil ihnen die finanziellen Mittel nicht mehr zur Verfügung standen.
Sie freute sich wie ihre Kollegin Conny Frank, die am Abschluss krankheitsbedingt nicht dabei sein konnte, über die Möglichkeit, durch Erasmus die Schüler „für eine gemeinsame Sache begeistern zu können“. Damit lernen die Jugendlichen, „über den eigenen Horizont der Oberzent hinauszuschauen“. Die 13- bis 15-Jährigen werden dadurch weltoffener und toleranter. „Vorurteile werden abgebaut“, betonte Özdemir. Genau diese Zielsetzung des Projekts habe sich schon oft erfüllt, beobachteten beide.