Was haben ein Glockenspiel, ein Geigerzähler, zwei Fußballtore und ein Förderdiagnostisches Testverfahren gemeinsam?
Nun, alles sind Dinge, die der Förderverein im Laufe seines dreißigjährigen Bestehens für die Schüler/innen der Oberzent-Schule angeschafft hat – und natürlich vieles mehr.
Der Schulverein entstand zu einer Zeit, als Sitzungsprotokolle manchmal noch mit Schreibmaschine getippt wurden, der Mitgliederbeitrag sich auf 24 DM belief und man „beschlußfähig“ noch mit ß schrieb.
Von einer Stadt Oberzent wusste man noch nichts, aber sehr vorausschauend wurden schon damals Vereinsmitteilungen aus vier Gemeinden in den „Oberzent-Nachrichten“ veröffentlicht. Zeitungsartikel über den Förderverein erschienen in schöner Regelmäßigkeit in der „Odenwälder Heimatzeitung“, die sich erst im Laufe der Jahrzehnte zum „Echo“ wandelte.
„Gründervater“ des Fördervereins war ohne Zweifel der damalige Hessenecker Bürgermeister Friedel Sepp, seine Nachfolger/innen als Vorsitzende des Vorstands waren Horst Kowarsch, Birgit Stroth-Kumpf und Johanna Käpernick-Krämer.
Klar war von Anfang an der Zweck des Vereins, der in der Vereinssatzung festgehalten wurde. Es ging und geht noch immer um „die Förderung der in der Oberzent-Schule Beerfelden heranzubildenden jungen Menschen im Rahmen sachlicher und finanzieller Hilfen für ihre schulischen Bedürfnisse“. Alle Einnahmen sollten „für die Ausstattung der Schule mit zusätzlichen Lern- und Arbeitsmitteln sowie Unterstützung besonderer pädagogischer Vorhaben“ zur Verfügung gestellt werden.
Dort, wo öffentliche Mittel nicht oder nicht ausreichend vorhanden waren, wollte der Förderverein einspringen, stets aber auch sein Engagement für benachteiligte Schüler/innen an der eigenen Schule und manchmal sogar in Afrika zeigen.
Ein großes Thema war schon bald die Unterstützung der Schule bei der Digitalisierung (obwohl man diesen Begriff noch nicht kannte). Zusammen mit anderen Beteiligten wurde ein erster Computerraum eingerichtet, immer mal wieder Computer und Software angeschafft, die inzwischen vermutlich schon längst auf digitalen Müllhalden entsorgt worden sind.
Aber das war beileibe nicht alles. Überall dort, wo Fachschaften, Arbeitsgemeinschaften oder sonstige schulische Einrichtungen etwas benötigten oder wünschten, wurden Dinge angeschafft: Fischertechnik-Baukästen, Backformen für die Schulküche, Bücher, Keyboards und Gitarren für die Musikklasse, Sportgeräte für die Sportklasse, Ausstattung für den Pausenhof, Kompetenztests zur Berufsorientierung und sehr vieles mehr.
Unterstützt wurden auch immer wieder Exkursionen zu außerschulischen Lernorten, Autorenlesungen in der Schule, der Schüleraustausch mit Genf und das Comenius-Projekt, um nur Beispiele zu nennen. Schließlich gab es auch eine Vortragsreihe für die gesamte Schulgemeinde. Man holte sich hier Informationen und Anregungen zu den Themen „Das Lernen lernen“, „Wie Ihr Kind heil durch die Schule geht“ und „Miteinander voneinander lernen – integrierte Gesamtschule“. Auch wurde eine Gedenkfeier zur Reichsprogromnacht unter dem Titel „Vor 70 Jahren – Reichsprogromnacht im Kreis Erbach“ organisiert und durchgeführt.
Betrachtet man die Geschichte und Vielfalt dieser Unterstützung, so hat man auch ein Bild von der Entwicklung der Oberzent-Schule in den letzten 30 Jahren vor Augen. Man erkennt unter anderem, welche Fokussierungen es gab, welche pädagogischen Wege die Schule einschlug (und vielleicht wieder aufgab) und was davon bis heute überlebt hat.
Wenn man Geld ausgibt, muss es auch irgendwoher kommen. Mitgliederwerbung war daher von Anfang an ein wichtiger Bestandteil. In den Sitzungsprotokollen des Vereins lässt sich anfänglich lesen, mit welchen Mühen dieses Geschäft manchmal verbunden war. Trotzdem ist es bis heute üblich und wichtig, immer wieder bei schulischen Veranstaltungen Präsenz zu zeigen und Eltern (aber auch Kollegen/innen) anzusprechen – bei Elternabenden, am ersten Schultag und beim Begrüßungsfest für die neuen Schüler/innen beispielsweise.
Die Übernahme der Bewirtung bei schulischen Festen ist ebenso schon lange Zeit eine Möglichkeit, Gelder zu akquirieren, so z.B. Tagen der offenen Tür, bei Elternsprechtagen sowie beim Weihnachtsbasar. Der Förderverein rief mit dem „Drachenfest“ ein eigenes beständiges Fest ins Leben, das bisweilen in Verbindung mit Drachenbau-Workshops vorbereitet wurde. Die Drachenfeste waren finanziell oft sehr erfolgreich, aber auch immer ein Kampf mit Wetter und Wind, wie die zahlreichen Presseberichte zu vermelden wussten.
Eine stete Einnahmequelle war auch die Beteiligung am Losverkauf der Beerfelder Gewerbetreibenden am Pferdemarkt. Aber der Förderverein wagte sich auch an größere Veranstaltungen heran, er übernahm die Bewirtung bei kulturellen Veranstaltungen der Stadt mit dem Schauspieler Walter Renneisen und dem Kabarett „Leipziger Pfeffermühle“, er organisierte ein großes Ehemaligen-Treffen in der alten Turnhalle und einen Sponsorenlauf unter dem Motto „Laufen für die Schule“. Auch unter den Gewerbetreibenden in der Oberzent wurde nach Spendern gesucht. Die Einnahmen waren lange Jahre hindurch sehr zufriedenstellend und der Verein gestaltete von Anfang an aktiv und engagiert das Schulleben mit.
Über seine ursprünglichen Tätigkeitsbereiche hinaus kamen auf den Förderverein zu Beginn des neuen Jahrtausends ganz neue Aufgabenfelder zu. Die Schule erhielt die Genehmigung für die Einführung der pädagogischen Nachmittagsbetreuung, damit verbunden war u.a. das Angebot einer Mittagsverpflegung, aber auch die Suche nach qualifiziertem Personal für das Nachmittagsangebot. Die finanzielle Abwicklung der durch den Schulträger bzw. das Land Hessen überwiesenen Gelder durfte rechtlich nicht über die Schulkonten laufen, man musste sich hierfür vielmehr einen Träger suchen. Die Trägerschaft wurde häufig von den Fördervereinen übernommen, so auch an der Oberzent-Schule. Der Verein übernahm zudem die Trägerschaft für junge Menschen, die ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) an der Schule ableisteten, und engagierte sich hierbei auch finanziell, gemeinsam mit den Gemeinden des Einzugsbereichs und später der Stadt Oberzent.
Sitzungsprotokollen ist zu entnehmen, dass von Anfang an die neue Rolle des Vereins und seiner ehrenamtlich tätigen Vorstände als zwiespältig empfunden wurde. Es ging jetzt schließlich um die buchhalterische Abwicklung von Summen im mittleren fünfstelligen Bereich, um Arbeitgeberfunktionen, um Steuererklärungen und einiges mehr. Immer wieder musste nach neuen Lösungen gesucht werden, um den Betrieb als Schule mit Ganztagsangebot reibungslos zu gestalten. Einiges an finanziellen Mitteln des Fördervereins floss über die Jahre hinweg in seine Trägerschaften, durchaus im Sinne seines Vereinszwecks.
Bei der Sichtung der sehr komplexen Aufgabenbereiche des Fördervereins nach der Neuwahl des Vorstands im Jahr 2022 entstand sehr schnell der Wunsch, wieder klare Strukturen zu schaffen und die Vereinsarbeit auf die ursprünglichen Kerngebiete zurückzuführen. Damit verbunden war die Hoffnung, den Verein zukunftsfähig zu machen und neue Leute für die Vorstands- und Vereinsarbeit motivieren und gewinnen zu können.
Die Abgabe der Trägerschaften erfolgte zum Schuljahr 2023/24, also im Jahr des dreißigjährigen Bestehens.
Geblieben ist das, was am Anfang der Vereinsarbeit stand: Mitgliederwerbung, Ausrichtung und Mitgestaltung von Festen, Förderung der an der Oberzent-Schule lernenden jungen Menschen. In diesem Sinne wünschen wir dem Förderverein noch viele Jahrzehnte erfolgreichen Weiterbestand.