Stiftung mit Aha-Effekt

Stiftung mit Aha-Effekt

Jugendliche sollen motiviert werden, gemeinsam etwas Sinnstiftendes zu tun: Unter dem Motto „Aufpassen, hinsehen, anpacken“ werden an der Oberzent-Schule Projekte unterstützt.


Die Präsentation der von der AHA-Stiftung unterstützen Projekte am Pferdemarkt: die Lernhilfeklasse im Dialog mit Lehrerin Angelika Gugau-Keursten. (© Archivfoto: Thomas Wilken)

„Aufpassen, hinsehen, anpacken“ – oder kurz AHA – nennt sich die von der ehemaligen Lehrerin Johanna Käpernick-Krämer ins Leben gerufene Stiftung an der der Oberzent-Schule. Sie dient der Förderung der politischen Bildung. Engagement gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Neonazimus sowie gegen Hass und Hetze werden unterstützt.

Käpernick-Krämer war von 1983 bis zu ihrer Pensionierung 2009 Pädagogische Leiterin und hat nach den Worten von Schulleiter Bernd Siefert die Oberzent-Schule maßgeblich geprägt. Nach dem Tod ihrer Mutter verkaufte sie deren Haus in Darmstadt und rief eine Stiftung für die Schule ins Leben, ausgestattet mit über 50.000 Euro. Davon werden jedes Jahr 4000 Euro zur Verfügung gestellt – in der Erwartung, dass die Antragsteller selbst zehn Prozent der Kosten aufbringen.

Johanna Käpernik-Krämer wollte etwas unterstützten, „was Jugendliche zusammenbringt und sie gemeinsam etwas tun lässt“, sagte sie bei der Gründung. Der Unterricht sei bereits vollgepackt mit vielen Themen wie Drogen- oder Gewaltprävention oder Umgang mit dem Internet. Eventuell kommen Käpernik-Krämer zufolge aber noch andere Dinge wie die oben genannten hinzu, die von der Stiftung gefördert werden sollen. Sie wünscht sich, dass sich die Schüler mit Ungerechtigkeit und Krieg auseinandersetzen, Empathie für deren Opfer empfinden und bewahren.

Die ehemalige Lehrerin erläuterte die drei Bausteine des Namens, die sich direkt an Schüler richten. Aufpassen sollen die Jugendlichen, wenn darüber gesprochen wird, „was in unserer Geschichte passiert ist und wozu es geführt hat“. Hinsehen bedeutet ihren Worten zufolge nicht wegzusehen, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Das könne sich auf Begebenheiten in der Schule, im Verein oder im Ort beziehen. „Können wir Abhilfe schaffen“, ist ein Punkt davon.

Und Anpacken assoziiert sie damit, dass alle etwas zur Veränderung beitragen können. Also sich zu informieren und zu lernen. Gespräche mit Zeitzeugen, mit Menschen anderer Kulturen zählen hierzu wie auch Besuche von Gedenkstätten. Es geht auch um das vorbeugende Handeln gegen Fremdenfeindlichkeit, Hass und Gewalt. Dies kann über Theaterstücke, Bilder, Video, Lieder, Gedichte oder gemeinsame Aktionen mit Fremden geschehen.

„Besonders liegt mir am Herzen, dass sich die Schüler gegen Gewalt, Krieg, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Neonazismus engagieren“, hebt die ehemalige Lehrerin hervor. Zu Schuljahresbeginn beraten die Klassen oder Gruppen über ein Projekt, das nach positivem Bescheid möglichst noch im selben Schuljahr angegangen werden soll.

Beispielsweise war Silke Naun-Bates vor einiger Zeit zu Gast im Religionsunterricht und auch bei der „Oberzent-Expo“ mit Unterstützung der Stiftung zugegen. Die Sechstklässler Nils Haushammer und Rico Meinel interviewten sie und fragten sehr offen danach, wie sie es schafft, den Alltag ohne Beine zu bewältigen. Bereits im Grundschulalter waren diese amputiert worden, um nach einem Unfall ihr Leben zu retten.

„Wie reagieren die Leute?“, wollten die Schüler wissen. Manche starrten, andere schauten lieber schnell weg, Kinder hingegen gingen meist und ganz unbefangen damit um, erklärte Silke Naun-Bates. Sie selbst sei in ihrer Schulzeit nie gehänselt worden, erinnerte sie sich. „Und fehlen Ihnen denn manchmal Ihre Beine?“ Nein, im Grunde nicht, meinte sie. „Nur manchmal, zum Beispiel am Meer, denke ich: Ach, hätte ich doch Beine und könnte ins Wasser springen.“

Weitere ernste Themen werden von der Stiftung gefördert. Schüler berichteten bei dieser Gelegenheit von ihren Exkursionen in die KZ-Gedenkstätten Dachau und Natzweiler. Geschichte dient Käpernik-Krämer zufolge als Lernfeld für die Gestaltung eines menschenwürdigen Miteinanders und Gedenken, als nie endende Aufgabe. Ebenfalls der (jüngeren) Historie gewidmet war eine Fahrt zum „Haus der Geschichte“ in der früheren Bundeshauptstadt Bonn.

Gerade vor Kurzem tagte der Stiftungssauschuss. Ihm gehören neben Käpernick-Krämer und Siefert auch Alexander Brendel vom Schul-Förderverein, Lehrer Felix Sasse und Schulsprecher Haydar Firat an. Sie berieten über die im kommenden Jahr zu unterstützenden Projekte.

Dazu zählen eine Studienreise nach Dachau zur Bewusstmachung der Unmenschlichkeit, ein Austausch mit Jugendlichen aus dem rumänischen Caransebes in den Osterferien sowie ein Ausflug zum Jüdischen Museum in Frankfurt. Weitere Anträge für Projekte können noch eingereicht werden.

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